Was ist eigentlich Ur-Getreide?

Blitzzusammenfassung

  • Ur-Getreide sind die Vorgänger moderner Getreidesorten
  • Moderne Getreidesorten sind vor allem für Ertrag und die industrielle Verarbeitung gezüchtet 
  • Ur-Getreide sind weniger ertragreich als die modernen Züchtungen, dafür nährstoffdichter und intensiver im Geschmack 
  • Sie haben einen gelten als verträglicher als moderne Getreidezüchtungen
  • Ur-Getreide sind genügsamer und widerstandsfähiger. Sie benötigen weniger Wasser und können ohne Kunstdünger, Pflanzenschutzmittel und Pestizide angebaut werden

Die lange Version

Mit der grünen Revolution, die in den 1960er Jahren ihren Anfang fand, veränderte sich das Gesicht unserer Landwirtschaft und die Art und Weise wie wir Lebensmittel produzieren grundlegend. Neue Züchtungen von hoch ertragreichen Hybrid-Kulturpflanzen erbrachten Ernten von bis dato unvorstellbaren Ausmaßen. 

Die Monokultur wurde zum neuen Standard der konventionellen, industrialisierten Landwirtschaft. Mit Hilfe der neuen Züchtungen konnte die globale Nahrungsmittelproduktion verdreifacht und damit die Lebensgrundlage für die wachsende Bevölkerung der Entwicklungsländer gesichert werden. Die grüne Revolution half so die Ernährungsversorgung von Millionen von Menschen zu verbessern.

Auf lange Sicht brachten diese Entwicklungen aber nicht nur Positives mit sich. Die neuen Hybridzüchtungen erbringen die hohen Erträge nur in Kombination mit künstlichem Dünger, Pflanzenschutzmittel, Pestizide und einem unverantwortlich hohen Wasserverbrauch. Der hohe Einsatz von Ressourcen und Chemie beeinträchtigt langfristig die Bodenfruchtbarkeit und bedroht Klima und Artenvielfalt. Kurz gesagt - nachhaltig können wir so nicht wirtschaften. 

Nicht nur hinsichtlich Nachhaltigkeit sind moderne Getreidesorten kritisch zu sehen. Sie gelten als weniger gut bekömmlich als ursprüngliche Sorten. Da Urgetreide, genau wie moderne Getreide, Gluten enthalten sind sie nicht für Menschen mit Zölliakie geeignet. In verschiedenen Studien konnte aber gezeigt werden, dass die alten Sorten Menschen mit Unverträglichkeiten besser bekommen. 

Gut zu wissen: Nicht nur die Sorte, sondern vor allem die Verarbeitung von Getreide ist entscheidend für die Verträglichkeit. Ein Brot mit kurzer Teigruhe wird von den meisten weniger gut vertragen, als ein lange fermentiertes Sauerteigbrot. In Regionen in denen Getreide nicht nur zum Backen sondern auch wie Reis zum Kochen verwendet wird, wird es traditionell über Nacht eingeweicht. Vor dem Kochen weichen wir alle Produkte für mindestens 12h ein, um sie bekömmlicher zu machen. 

Ur-Getreide sind die Vorgänger moderner Getreidesorten und weniger stark züchterisch verändert. Kulturpflanzen wurden schon immer ausgelesen, um ihren Ertrag und ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Aber als die Aufgabe noch durch Landwirte und nicht durch die Industrie geschah die Auslese auch nach Kriterien wie Geschmack  neben Ertrag auch Ziele wie 

Die ursprünglichen Sorten wie Einkorn und Emmer, die heute wieder vermehrt von Landwirten angebaut werden sind weniger ertragreich dafür aber nährstoffdichter, genügsamer und vor allem geschmackvoller. Jede Sorte hat ihren ganz individuellen Geschmack und versorgt den Körper mit unterschiedlichen Nährstoffen. Es lohnt es sich also die gesamte Vielfalt zu entdecken, die unsere Felder zu bieten haben. JETZT ENTDECKEN.

Quellen:

Cooper, R. (2015), Re-discovering ancient wheat, Journal of Traditional and Complementary Medicine, Volume 5, Issue 3, p.138-143.

Evenson, R.E., Gollin, D. (2003), Assessing the Impact of the Green Revolution, 1960 to 2000, Science, Volume 300, Issue 5620, p.758-762.

Hedden, P. (2002), The genes of the Green Revolution, Trends in Genetics, Volume 19, Issue 1, January 2003, p.5-9. 

Longin, F., Würschum, T. (2016), Back to the future - Tapping into Ancient Grains for Food Diversity, Trends in plant science, Volume 21, Issue 9, p.731-737.

Valli, V. et al. (2018), Health benefits of ancient grains. Comparison among bread made with ancient, heritage and modern grain flours in human cultured cells, Food Research International, Volume 107, May 2018,p. 206-215.

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